Freitag, 8. Mai 2015

Markus im Glauben II


(Unter der Rubrik „Markus im Glauben“ verweise ich von Zeit zu Zeit auf geistliche Texte, die meines Erachtens vorbildlich mit den „Herausforderungen“ des Markusevangelium umgehen. Texte, die einen „unverfälschten“ Markus wertschätzen und als Anregung zu positiven geistlichen Überlegungen dienstbar machen.)

Aktuell beschäftigt mich noch immer Mk 1,40-45, die Reinigung des Aussätzigen. In der vergangenen Woche habe ich viele Interpretationen dieser Erzählung gelesen. Für mich überraschend habe ich die meisten Anregungen nicht in wissenschaftlichen Abhandlungen gefunden, sondern in Predigten und anderen geistlichen Texten.
via wikimedia

Zum Lachen brachte mich ein „Weekly Newsletter“ der St. Mary Catholic Cathedral von Amarillo, Texas, in der der Rollentausch zwischen Jesus und dem Aussätzigen mit jenen Kinofilmen verglichen wurde, in denen zwei Menschen ihre Körper tauschen (sog. bodyswitch-Filme).

Verweisen will ich aber eigentlich auf eine schöne, wenn auch bereits etwas ältere Predigt des Leipziger Pfarrers Christian Wolff. Der Thomaspfarrer meiner Heimatstadt hatte offenbar ganz ähnliche Verständnisprobleme mit dieser Erzählung. Zwei Auszüge:

Eine sonderbare Geschichte ist das. Die an sich erstaunliche Heilung, die ein Aussätziger erfährt, wird fast beiläufig erzählt. Dass es sich dabei um ein Wunder handelt, scheint für den Evangelisten Markus keine Rolle zu spielen. Ihn interessiert eher, was sich zwischen Jesus und dem Aussätzigen abspielt und was nach der Heilung geschieht: wie der Geheilte mit der wundersamen Wandlung umgeht, was er erzählt, was er verschweigt. Doch damit haben sich die Besonder- und Befremdlichkeiten der Geschichte noch lange nicht erschöpft:

Durch die Art und Weise, wie Markus diese Geschichte erzählt, macht er uns auf ein Problem aufmerksam, das uns als Kirche bis zum heutigen Tag begleitet. Es geht nämlich um die Frage, wie sehr wir uns Jesu bemächtigen, wenn wir von ihm öffentlich künden. Wie sehr wir Jesus uns zum Bilde machen, wenn wir seine Taten weiter erzählen. Und wie sehr wir Jesus beschädigen, wenn wir das öffentlich machen, was wir persönlich auf ihn zurückführen.

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