Mittwoch, 1. Januar 2014

Die Geheimnisse des Messias im Auge William Wredes


Teil 10 - Weissagungen vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu

Mk 8,31ff: „Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Mk 9,9: „Als sie aber vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn auferstünde von den Toten.

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Mk 9,31: „Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen.

Mk 10,33f: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten. Die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.

Wie Markus diese Voraussagungen Jesu sich gedacht hat, ist nicht schwer zu erkennen. Es ist ein grosser Irrtum zu meinen, dass Jesus in diesem Evangelium erst von Caesarea Philippi an den Tod ins Auge fasse und zwar nur als ‚Ratschluss Gottes, dem er sich bis zu allerletzt nur schwer und fast widerwillig ergebe’. Vielmehr steht die Notwendigkeit des Todes ihm von Anfang an fest. Das beweist schon das Wort von der Trauer über das Scheiden des Bräutigams (Mk 2,19f).

Markus kennt ja schon (via Paulus) eine erlösende Bedeutung dieses Todes; er hat das Abendmahlswort (Mk 14,24) wie das Wort vom Lösegeld (Mk 10,45) …

Es ist deshalb auch ohne Frage die Meinung des Markus, dass Jesus nach Jerusalem zieht, weil er dort sterben will …“ Wrede prüft schließlich diese Aussage des Markusevangeliums historisch-kritisch: „Weshalb zog Jesus nach Jerusalem? Nicht um dort zu sterben, wie es die dogmatische Ansicht der Evangelisten will. Aber auch schwerlich blos um einer kultischen Pflicht willen, wenn er annehmen musste, dass dabei sein ganzes Wirken und Werk die grösste Gefahr lief. Viel besser scheint die Antwort: um in Jerusalem zu wirken und entscheidend zu wirken …

Die Leidensweissagungen selbst sind nichts anderes „als ein kurzes Summarium der Leidensgeschichte, ‚allerdings im Futurum’.“ „Ausliefern in die Hände der Menschen, töten, auferstehen nach drei Tagen - das sind die drei Hauptstationen des historischen Berichts.“ „Und für die Wahrheit der Auferstehung war es ebenfalls ein wesentliches Zeugnis, wenn Jesus sie selbst geweissagt hatte. Man hatte noch ein anderes Mittel, das dem gleichen Zwecke diente, den Beweis aus der alttestamentlichen Weissagung, aber darum war dieses nicht geringeren Wertes.

Sie sind die genaueste Fomulierung des Gedankens, dass Jesus die Leidensgeschichte, wie sie wirklich geschehen war, pünktlich vorausgewusst habe. Sie gehören demnach in das Kapitel von der altchristlichen Apologetik. D. h. für die Darstellung des wirklichen Lebens Jesu existieren sie einfach nicht. Wir brauchen also hier in der That gar keine Reflexionen darüber anzustellen, was im Allgemeinen im Leben Jesu für wahrscheinlich gelten muss. Es genügt völlig, dass wir über den Wert dieser bestimmten Texte Klarheit finden.

Die Kritik urteilt anders. Sie findet in den Leidensverkündigungen einen historischen Kern. … Doch die Hauptsache scheint mir Folgendes. Wenn man mit einem Kerne arbeiten will, so muss man wirklich auf einen Kern stossen. Es kommt gerade alles darauf an, dass in einer anfechtbaren Geschichte oder einem Worte etwas nachgewiesen wird, was jede andere Erklärung des vorliegenden Gebildes unwahrscheinlich oder wenigstens zweifelhaft macht. Es muss etwas Unausgeglichenes, Kontrastierendes in ihm sein, das auf die Unterscheidung eines Alteren und eines Späteren führt, oder etwas Hartes, Besonderes, was aus Ideen nicht zu begreifen ist. Hier giebt es nun gar kein besseres Beispiel als eben Todes- und Auferstehungs-weissagungen …. Wo steckt denn hier etwas Konkretes, Individuelles, das sich der Auflösung widersetzte, das man wie andere Logien Jesu allenfalls unerfindbar nennen könnte? Wo ist ein Anzeichen verschiedenartiger Schichten? Wir haben den nackten Ausdruck der Gemeindeanschauung vor uns und weiter nichts.

Demnach ist die übliche kritische Behandlung dieser Weissagungen entschieden abzulehnen. Die Kritik operiert hier wie so manchmal mit einem Quidproquo, denn sie schiebt Gedanken unter, die kein Evangelist gehabt hat; sie macht sich einen ursprünglichen Gehalt der Worte in offenbarer Willkür zurecht, und sie erleichtert mit der Annahme des Kernes die Erklärung der konkreten Gestalt der Worte keineswegs, giebt vielmehr nur das Rätsel auf, wie der Kern bei seiner Entwickelung abhanden kommen konnte.

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